Melange aus Lateinamerika und Karibik
Edwin Acevedo und Sixto Díaz sind mit ihrer Band Ambar ein Beispiel für gelungene Integration
In ihrer Mischung moderner Instrumente wie dem E-Piano mit traditionellen Tonkörpern aus der andischen Folklore sowie karibischen Perkussion-Instrumenten ist die Band Ambar im Giessener Raum einzigartig. Flötengesänge aus den Höhenzügen Südamerikas verbinden sich mit den Rhythmen der karibischen Inselwelt und bereichern dergestalt die regionale Musikszene. Doch nicht nur in musikalischer Hinsicht ist die Geschichte ihrer Gründer Edwin Acevedo und Sixto Diaz ein Beispiel einer gelungenen Integration.
Über den großen Teich
„Kennengelernt habe ich Sixto in Kolumbien Anfang der 1990er Jahre“, erzählt der Flötist Acevedo während eines Gesprächs in einem Giessener Café. „Unabhängig voneinander bereisten wir damals die Länder Südamerikas und spielten mit vielen unterschiedlichen Gruppen. Nach einigen gemeinsamen Gigs gingen wir zunächst wieder getrennte Wege.“ Für die beiden Peruaner waren diese Wanderjahre, während der sie menschliche wie musikalische Erfahrungen sammelten, so etwas wie ihre Lehrzeit, auf der sie später als gereifte Musiker in Deutschland aufbauen sollten. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg und nicht zuletzt spielte auch der Zufall eine Rolle in ihrem Schicksal. Denn das Wiedersehen ein Jahr später hatten sie nicht geplant. Erneut tummelten sie sich in der Straßenmusik-Szene, diesmal in Caracas, wo sie erstmals auch eine CD aufnahmen. Damals entstand Ambar in seiner Urformation. Acevedo wollte über den großen Teich, nach Deutschland, genauer gesagt, nach Gießen, weil er dort Bekannte hatte. Und Sixto ließ sich auf das Abenteuer ein.
Tanzen ausdrücklich erwünscht
Obschon Ambar gelegentlich bundesweit auftritt – Höhepunkte waren etwa das „Round Table 20 Benfizkonzert“ in Wilhelmshaven in 2002 oder das Benefizkonzert „Sommerbegegnungen“ im Neuen Schloss in Stuttgart in 2006 – ist der Aktionsradius der Musiker vorwiegend auf Hessen beschränkt. Ohne Manager und finanzielle Unterstützung, so Acevedo, sei es schwer, größere Kreise zu ziehen. „Aber finden Sie mal einen ehrlichen Manager im Musikgeschäft.“
Potenzial hat die Gruppe nach bald 20 Jahren der gemeinsamen Entwicklung allemal. Dabei versteht sie sich als Stimmungsmacher – Tanzen ist ausdrücklich erwünscht. Ob Rumba, Timba, Cumbia oder Salsa, ob Samba, Cha cha cha oder eine Melange von allem – Ambar passt sein Repertoire den jeweiligen Engagements an. Sie covern die bekannten Stücke aus „Buena Vista Social Club“ oder Klassiker wie „Guantanamera“ und treten zunehmend auch mit Eigenkompositionen in Erscheinung. Diesen eigenen Stücken nach der Cover-CD „Alfonsina y el mar“ eine eigene Aufnahme zu widmen, ist derzeit Acevedos größter Wunsch. Doch auf seinem weiten Weg von Peru bis nach Deutschland hat er gelernt, was ein deutsches Sprichwort so ausdrückt: „Gut Ding braucht Weile.“ (Mathias Luft)
<Donnerstag, 16. Februar 2012 GAZ>